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vom kreisen der vergangenheit

was ist sie, die vergangenheit?

wenn der nebel übers land...
(c) michael schrotter

sie ist vor allem vergangen, wir sagen wir schauen auf sie zurück, doch mit klaren blick ist zu bemerken, sie liegt vor uns.
wir haben sie gesehen, mit unseren eigenen augen und nichts, wirklich nichts vermag es sie nach hinten zu verdrängen. so liegt sei eben vor uns, die vergangenheit, eine zeit, die uns zu dem gemacht hat, was wir glauben, jetzt zu sein.
sSchmerz und leid sehen wir in dem vergangenen, auch freude und lachen und alles, was dazwischen ist oder darüber hinaus geht.
ein blasses bild, auf das wir unsern blick richten, ein blasses bild, gegenwärtig im Jetzt.

was geschieht durch die präsenz dieser, unser eigenen, vergangenheit?
wie verändert es unseren alltag?
können wir das erlebte vor uns her tragen und uns dessen bewusst sein?
können wir unsere aufmerksamkeit darauf richten und mit ruhe sagen, das ist unser leben?

oft versuche ich dieser vergangenheit davon zu laufen, ihr zu entgehen, sie nicht zu spüren, mich von ihr zu distanzieren.

und, was geschieht?

ich laufe ihr direkt in die arme, und sie offenbart ihre geheimnisse, geheimnisse, die ich wie schätze in mir versuche verborgen zu halten, um es nicht noch ein mal zu erleben, um nicht noch einmal teil meiner geschichte zu werden.
nur, sie ist immer präsent, auch wenn ich glaube sie in den letzten winkel meines unbewussten gedrängt zu haben, spielt sie ihr spiel – macht mich zu dem, was ich bin.

und, es macht mir angst, angst diese trennungen im jetzt wieder zu erleben, angst dieses leid, das ich so gut kenne, wieder erleben zu müssen.

und, ich nähre diese angst durch meine traurigkeit, durch diese sehnsucht mit dem leben in verbindung zu sein.
die sehnsucht und die angst, sie sind wie zwei sich grundverschiedene emotionen, wie zwei sich konkurrierende gegensätze, die sich jedoch bedingen und sich nähren.

und, je mehr ich versuche dem leben davonzulaufen, um nicht gequält zu werden von diesem leben, umso deutlicher wird die empfindung, wie ein zäher schleim, der sich in meinen gliedern manifestiert, der mich bewegungslos werden lässt.

und, diese angst ist die treibende kraft, eine kraft die mich stagnieren lässt und die es vermag die trennung vor dem leben aufrecht zu erhalten – ich werd sie nicht los, zu sehr hänge ich an ihr.

und, je mehr sich diese sehnsucht, nach der verbundenheit mit dem leben, gegen diese angst stemmt, umso zäher wird es in mir.

und, es ist paradox, …

und,ich wünschte ich wäre ein narr.
ich könnte ohne weiteres, ohne dieser angst, vor dem getrennt sein, die ja erst die trennung entstehen lässt die möglichkeit  in eine präsenz fallen, die voller hingabe ist.
ich müsste mich nicht fürchten vor den schmerz, den ich erlebe, wenn ich lebe.
ich könnte einfach sein, sein das geprägt ist von der qualität der verbundenheit.

und, ich wünschte ich wäre ein narr.
ich könnte dann arglos mit einem lächeln im gesicht auf meine vergangenheit blicken.

und, diese vergangenheit würde ein in vielen farben leuchtendes bild sein, da ich mich diesem kontrast ergebe, der entsteht, wenn ich mich auch dem schmerzlichen hingebe.

das gehen des nebels ...
(c) michael schrotter

und ich bin ein narr, denn es ist meine entscheidung.
der blindlings in dem leben steht, ein schritt nach dem andern geht, und nicht einen gedanken daran verschwendet, wie es enden wird, wenn es enden wird.

und, ich gehe jetzt den ersten schritt, den blick nach vorne gerichtet ohne zu sehen um alles wahrzunehmen.

und, zu meiner am anfang gestellten frage, die vergangenheit, sie ist, was wir daraus machen. oder?

4 Gedanken zu „vom kreisen der vergangenheit“

  1. liebe annabell,
    du zeichnest ein bild einer vergangenheit, dem ich einiges abgewinnen kann. die freiheit zu haben mich zu verändern, weich zu bleiben, ja, das ist es – ich lass nun mal den narren heraushängen, der seine schritte ohne bedacht, ohne rücksicht auf mögliche konsequenzen geht – ich glaube, es wird den fluss des lebens noch ein stückchen weicher machen…
    also, alles liebe,
    michael.

  2. ich sehne mich oft an die zeit, in der ich noch ein kind war. es schien alles so einfach, das leben war das jetzt und darüber hinaus hat es nicht viel gegeben. fehler zu machen, war in jenem abschnitt meines lebens, eine notwendigkeit, ohne die es kein lernen gab, ohne die es keinen raum für entwicklung gab.
    jetzt greife ich auf reichlich erfahrung zurück, sind schon einige jahre, und manches mal verfluche ich meinen verstand, verfluche ich die fähigkeit, auf mein gelebtes leben zurückblicken zu können, da die vermeidung dessen, was als kind eine selbstverständlichkeit war, namentlich die fähigkeit mir zu erlauben fehler zu machen, nun mit einigen hürden belegt ist.
    du schreibst es trefflich, wenn wir außer der vernunft nichts mehr anerkennen, ja, dann stagnieren wir in unserem sein und die angst zu scheitern ist ein hinderlicher klotz an unseren beinen, der uns auf der stelle treten lässt.
    für mich stellt es einen teufelskreis dar, aus dem es gilt auszusteigen. es ist einfach dies zu durchbrechen, doch die schwierigkeit ist sich zu entscheiden, dinge anders zu machen, einen anderen, als den gewohnten weg zu gehen, und in kauf zu nehmen, eben dieser narr zu sein.
    In diesem sinne,
    liebe grüße,
    michael.

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