rogers prägte den begriff der wertschätzung als eine von drei grundhaltungen, in der begegnung mit menschen, die fuer den „erfolg“ einer psychotherapeutischen begegnung essentiell ist.
ich moechte hier versuchen diesen begriff zunaechst sachlich zu betrachten, um im anschluss meine persoenliche sichtweise, mein verstaendnis dieser haltung zu beleuchten.
die herkunft des wortes:
wert – „positive gewichtigkeit“, besondere qualität, ergebnisse einer messung. es gibt auch den verweis zu dem substantiv würde.
wert (adjektiv) – gehört vielleicht zu der unter werden behandelten wortgruppe. es würde dann eigentlich „gegn etwas gewendet“ bedeuten, woraus sich die bedeutung „einen gegenwert habend“ ergeben hätte.
würde – achtung gebietenter wert, der einen menschen innewohnt.
schatz – aus dem althochdeutschen wort scaz geld(stück), vermögen. aus dem gotischen wort skatts geld(stück). aus dem altenglischen wort sceatt „schatz, geld, besitz, reichtum, tribut“. aus dem altfrisischen wort sket zeigt auch die bedeutung „vieh“ (dort ist zu lesen, dass es haupsächlich mit den begriffen geld, vermögen und eigentum übersetzt wird. seit dem 13. jhdt. ist es mit der bedeutung „aufbewahrter reichtung“ in verbindung gebracht (siehe auch hort). seit dem 15. jhdt. steht es übertragen für liebste[r].
schätzen – abgeleitet aus dem wort schatzen ergibt sich zunächst die bedeutung „einen wert veranschlagen“ und „besteuern“, hat aber nur die erste bedeutung bewahrt, daraus dann „beurteilen“ und „vermuten“, besonders steht schätzen für „hochachten“.
Quelle: DUDEN – das herkunftswürterbuch
interpretation
auf den therapeutischen kontext bezogen, bezeichnet wertschätzung daher, der positiven gewichtigkeit mit hochachtung zu begegnen. die suche nach dem wert, die beurteilung meines gegenübers im positiven sinne, ist die grundlage dieser haltung.
dies klingt nun sehr technisch und kann einer wirklichen begegnung im wege stehen, da schon die positive bewertung in meinem gegenüber das gefühl erzeugen kann, abgeschätzt und beobachtet zu sein.
einblicke in die sicht von rogers
rogers schreibt in dem buch „therapeut und klient“: „es fördert den therapeutischen prozess, wenn der/die therapeutIn seiner/m klientIn als einer person mit vielen konstruktiven möglichkeiten tiefe und echte zuwendung entgegen bringt und sie auch äußert.“ er erweitert diese ausage mit dem begriff der bedingungsfreien akzeptanz“ und schreibt weiter: „wenn diese zuwendung frei ist von beurteilungen und bewertungen der gedanken, gefühle und verhaltensweisen des/der klientIn verdient sie die bezeichnung bedingungsfreies akzeptieren.“
dies steht nun eigentlich im widerspruch zueinander, da wie oben benannt, die „wertschätzung“ an sich eine beurteilung im positiven sinne ist. es ist eine haltung, in der menschen erstmals den eindruck gewinnen können, so wie sie sind, in ordnung zu sein oder den wert ihrer handlungen neu zu definieren. vor allem wenn menschen sich in ihrem sein von der umwelt nicht angenomen fühlen, sich stark bewerten und den druck, der von einer an leistungorientierten gesellschaft ausgeht, untergeordnet haben, kann dies die (selbst)wahrnehmung und die bewusstheit verändern. es kann einen einfluss auf die haltung meines gegenübers haben und das akzeptieren seines seins, als der mensch der er ist, fördern.
ich möchte mich hier nicht gegen die bewertung aussprechen, im gegenteil, bewertung schaft die möglichkeit sich abzugrenzen, die welt für uns zu vereinfachen um ein besseres oder erweitertes verstehen zu erlangen. es ist essentiell zu bewerten um die möglichkeit zu bekommen sie auch wieder loszulassen, frei zu werden von vorannahmen, bildern die in uns erzeugt werden und einfach offen zu bleiben für unser gegenüber.
um diese haltung, von der rogers schreibt, in der arbeit mit menschen einnehmen zu können hilft mir die ansicht und die einstellung, der aus dem osten kommenden philosophien des taoismus und des buddhismus. kurz gesagt das leer werden, die achtsamkeit und das aufsuchen des raums den ich der moment nenne.
doch dazu später …
ich freue mich auf rege diskussionen …