wir konzentrieren unsere gedanken sehr oft auf die vergangenheit und die zukunft, es ist in ordnung, doch können wir beide zustände nie erreichen, sie bleiben eine vorstellung. sie sind gedankenkonstrukte und nichts anderes.
anders jedenfalls ist es, was ich den moment nenne, es ist der augenblick, in dem du lebst, …
hast du schon einmal versucht die zeit eines moments zu messen – wie lange dauert er?
es ist, wenn ich träumen darf, die unendlichkeit, ein nie zu enden scheinendes leben, die ewigkeit.
ich vergleiche den moment gerne mit einem raum, ein raum, in dem leben stattfindet, in dem es begegnung gibt. ein raum, in dem ich in verbindung bin, mit dem was war und dem, was sein wird, ohne mich jedoch davon gefangen zu nehmen und zu verweilen.
es ist ein raum, der entsteht, in der begegnung stattfinden kann, in dem es keine bewertung mehr braucht. es ist ein zustand, in dem ich mich selbst von meiner geschichte gleichzeitig trenne und in verbindung bin. ich spüre dabei, wie ich mit meiner geschichte, auf mein gegenüber reagiere. gelingt es mir dies vom anderen zu trennen, so bleiben die verbindung und der raum offen. es ist ein idealzustand, den ich hier beschreibe, eine vorstellung, die ich übe und keinesfalls beherrsche.
auch mit achtsamkeit kann dieser moment in verbindung gebracht werden. eine achtsamkeit, die eine grundlage darstellt, um „objektiv“ betrachten und beobachten zu können. achtsamkeit ist das in verbindung sein mit dem mich umgebenden. sobald bewertet wird, verzerrt es unseren blick auf das, was ist und verändert die interaktion in der begegnung.
wenn es mir gelingt „leer“ zu werden, wenn ich es vermag loszulassen, von meiner geschichte, meinen ängsten, meinen gefühlen, meinen träumen dann öffnet sich dieser raum. es entsteht, und nur da besteht sie, die verbindung zum „alleins“.
andernfalls ist es wie ein festhalten der gedanken, in den wirrnissen des geistes, ein stillstand, der den lebensfluss zur stagnation bring. in dieser bewegungslosigkeit ist unser geist an die gedanken gekettet und lässt uns die distanz zum „wahren“ vergrößern.
„wenn ihr in dem augenblick, da ihr das schwert bemerkt, welches euch treffen will, auch nur mit einem gedanken daran denkt, dem schwert da zu begegnen, wo es eben jetzt gerade ist, so wird euer geist bei ihm halt machen, in eben dieser position, eure bewegungen werden unterbunden, euer gegner wird euch niederstrecken.
wenn aber in dem augenblick, da ihr das schwert seht, welches euch treffen will, euer geist nicht von ihm festgehalten wird und ihr im rhythmus des heransausenden schwertes bleibt; wenn ihr nicht daran denkt, euren gegner zu treffen, und wenn keine gedanken und urteile bleiben; wenn in dem augenblick, da ihr das heransausende schwert seht, euer geist nicht im geringsten festgehalten wird und ihr augenblicklich handelt und dem gegner das schwert entwindet – so wird das schwert euer werden, …“
QUELLE: ZEN in der kunst des kampflosen kampfes von meister takuan.
ja, ich gebe zu, es ist ein langer weg. doch der weg beginnt mit dem ersten schritt, …
dann atmen, nächster schritt, usw.
… ein schöner Text. Die Stichworte „Raum, Augenblick, Begegnung, Unendlichkeit“ und ihre Verknüpfung erinnern mich sehr an den Therapeuten, Mystiker und Philosophen Manuel Schoch, dem ich so manche essentielle Einsicht verdanke. Er hat eine Methode entwickelt, die diese Aspekte für eine heilsame Transformation nutzt: „Time Therapie“. Ist sehr praxistauglich für eine spirituelle Psychotherapie. In einem Mail schicke ich dir dazu etwas.
Herzlich
Dionysos