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Abenddämmerung

Im Rahmen des Projektes The Vigil, organisiert von La Strada, hatte ich die Gelegenheit eine Stunde im Shelter zu verbringen. Eine Stunde wache zu halten, über die Stadt in der ich lebe. Eine Stunde der ungeteilten Aufmerksamkeit, der Achtsamkeit. Eine Betrachtung der Stadt und dem was dadurch in mir vor sich geht. Begleitet von einem Menschen, dem ich zuvor noch nie wissentlich begegnet bin. Der folgende Text ist nach der Wache entstanden – das Dokumentieren der Eindrücke ist Teil des Projekts.

Die Wache wird jeden Tag im Jahr 2020 zum Morgenrot und zur Abenddämmerung durchgeführt, der Outcome wird in einem Community Blog festgehalten und ist hier nachzulesen.

Ich begegne einem Menschen – herzlich, vertraut, schon fast geborgen. Ein vermutetes Lächeln hinter einer Maske – dennoch wohlwollend, zugewandt – DANKE – danke für diesen Moment der Begegnung. Was bewegt meine Begleiterin und wie bewegt es mich.

Es dauert nicht lange und die Türe zum Shelter öffnet sich, jeder Moment ist, bleibt er selbst, unvergesslich und er bleibt er selbst.

Der Atem des Shelters begegnet mir als erstes, gefolgt von seinem Klang und das Spüren dieses Raums.

Bin ich, bin ich hier, bin ich sicher?

Ich gehe an die Grenze, stehe vor der Stadt – fast schwebend, leicht und mit einer Portion Respekt. Sanftes Licht liegt über der Stadt. Bin ich diese Stadt? Was mache ich eigentlich hier?

Langsam bewegt sich der Schatten des Tages über die Stadt – noch versuche ich die Veränderung zu bemerken, jedoch gelingen möchte es mir nicht. Dann, diese vielen Uhren der Stadt – wo sie mich in Gedanken hinführen. Bin ich da – in diesem Moment?

Der Schatten des Tages wird länger, macht Platz für die Ruhe. Bis der letzte Strahl das Ende der Stadt erreicht und verblasst. Eilig versucht dann diese Nacht der Stadt ihr Geschenk – die Ruhe – darzubieten.

Doch, so scheint es – die Stadt hört die Nacht nicht.

Nur die Vögel suchen sich einen Platz für ihre Ruhe – wir Menschen, wir hören nicht zu.

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